Heraldik des Wappens derer von Gersdorff

Heraldik des Wappens derer v. Gersdorff

Die Heraldik ist eine alte Wissenschaft, deren Regeln vor Jahrhunderten festgelegt wurden, die aber bis heute gelten, und gegen die immer wieder aus Unkenntnis oder Gleichgültigkeit verstoßen wird. Früher gehörten die Anfangsgründe der Heraldik zur Minimalausstattung der Allgemeinbildung eines jungen Edelmannes. Da heute die Ansprüche an die Allgemeinbildung auf völlig anderen Gebieten liegen, scheinen mir diese speziell auf unser Wappen zugeschnittenen Ausführungen sinnvoll.

 

Unser Wappen führt die drei Farben

 

Schwarz: Kreuzschraffen

Silber (weiß): weiß bzw. leer

Rot: senkrechte Schraffen

die in der Heraldik in der abgebildeten Weise dargestellt werden. Jede andere Art der Darstellung ist falsch! Die Abbildung unseres Wappens auf den Protokollen der Familientage und auf den Rundbriefen ist heraldisch richtig und kann als Beispiel gelten.

 

Der Wappenschild ist aus dem im Kampfe schützenden Schutzschild hervorgegangen und wird in der Regel in mehr oder weniger dreieckiger Form dargestellt, als Reiterschild. Die Begriffe heraldisch rechts und heraldisch links sind daher als vom Träger des Schildes aus zu verstehen, der ja mit gleicher Front hinter diesem Schild stand. Unser Wappenschild ist also im unteren Teil rechts von Silber, links von Schwarz gespalten. Beim Schneiden von Petschaften ist darauf zu achten, daß der Abdruck die Farben richtig zeigen soll, daß also seitenverkehrt geschnitten werden muss!

Den Helm führten ursprünglich nur ritterbürtige Geschlechter. Die Decken sind aus den Nackentüchern hervorgegangen, mit denen man Helm und Nacken vor zu starker Sonneneinstrahlung schützte. Die Ausführung des Helmes und der Decken sind letzten Endes Geschmacksache und wurden natürlich in der Gotik und im Barock verschieden dargestellt. Man hüte sich jedoch davor einen gotischen Topfhelm mit barocken Decken zu verzieren. Überhaupt sollte das Wappen als Ganzes stilistisch zusammen passen!

 

Ein heikles Thema ist die Krone, die ursprünglich dem einfachen Adel nicht zustand und von ihm auch nicht beansprucht wurde. In Folge der Standeserhebungen der nachmaximilianischen Zeit bürgerte es sich ein, daß der Briefadel, das heißt der mit Brief verliehene Neuadel, sowie Freiherrn, Grafen etc. unterschiedliche Kronen auf den Helmen führten. Dem wirklich alten Adel wurde im Zuge dieser Entwicklung der Säkularisierung herrschaftlicher Symbole die Blattkrone als „Uradelskrone“ zuerkannt.

 

Als Kleinod oder Helmzier führen wir in unserem Wappen einen hohen, spitzen Stulphut, der Körper rot, die Stulpen rechts silber, links schwarz. Dieser Hut ist mit rechts drei silbernen, links drei schwarzen Hahnenfedern besteckt.

Dieser hohe, spitze Stulphut ist eine seltene Helmzier, die nur gelegentlich in verschiedenen Varianten vorkommt. Als Erklärung las ich irgendwo, daß dieser Hut einen Schöffenhut dar-stelle, denn Ammich v. Gersdorff wird im Sachsenspiegel von Eike v. Repgow unter den Reichsschöffen aufgeführt. Die Quelle hierfür vermag ich nicht mehr anzugeben, weiß auch nichts über ihre Bonität. Kann hier jemand meinem Gedächtnis nachhelfen?

 

Eine genaue Beschreibung und farbige Abbildung unseres Wappens in der seit 1888 gültigen und verbindlichen Form ist in der Satzung des Geschlechtsverbandes gegeben, auch wenn die Abbildung der Zeit entsprechend sehr pompös ausgefallen ist.

 

Wir sollten uns immer darüber im Klaren sein, daß die Gersdorffs zu den ältesten Geschlechtern des deutschen Ostens gehören und daß sie ursprünglich reiner Lehnsadel, das heißt Landadel waren! Der Aufstieg zu Standesherren ist unseren Vorfahren nicht gelungen, denn 1519 wurde die Gersdorffsche Standesherrschaft Baruth unter sieben erbberechtigte Söhne aufgeteilt und dadurch zerschlagen. Bis heute wirkende Standeserhebungen haben nur die Linie Rengersdorf-Seichau und die Hermsdorfer Grafen erfahren. Ihnen wurde das Stammwappen in unterschiedlicher Weise verbessert. Alle anderen Standeserhebungen sind entweder durch Aussterben oder durch Nichterfüllung von an die Standeserhebung geknüpften Verpflichtungen erledigt worden.

 

Falls jemand Drucksachen mit unserem Wappen versehen will, lasse er sich nicht vom Drucker weismachen in der heute üblichen Rastertechnik, das heißt der Darstellung einer farbigen Fläche in Schwarz-Weiß durch Auflösung in unterschiedlich dicht gesetzte schwarze Punkte, müsse die heraldische Darstellung anders aussehen. Eine gepunktete Fläche, gleich ob weit oder eng gepunktet, bedeutet in der Heraldik „Gold“, so daß auf diese Weise zumindest das rote Feld unseres Wappens als Gold dargestellt würde. Da für derartige Drucksachen zumeist Büttenpapiere verwendet werden, bietet sich hier die Strichätzung als zugleich einfachste und beste Lösung an. Und wenn ein Drucker das so nicht machen will, dann sollte man lieber den Drucker wechseln, als unser Wappen falsch darstellen!

 

Sollte jemand mehr hierüber wissen wollen oder Zweifel an Darstellung oder Verwendung des Wappens haben, möge er sich getrost an unseren Familienarchivar oder den Verfasser dieses Artikels wenden. Beide werden gern helfen unser schönes altes Wappen vor Verunstaltung durch Unkenntnis zu bewahren!

 

Gunther v. Gersdorff 

Karl Müller-Straße 14

4 Düsseldorf 1

1993